Neuer GBV-Obmann der Landesgruppe Salzburg: Interview mit Herrn Dir. Ing. Gröger

Am Montag, den 10. August 2020, durfte ich mit einem unserer Geschäftsführer, Herrn Dir. Ing. Gröger, ein Interview führen. Genaueres erfährt ihr in diesem Blogbeitrag!

Liebe Leserinnen und Leser!

 

Herr Dir. Ing. Stephan Gröger wurde am 12. Mai 2020 zum Obmann der Landesgruppe Salzburg der gemeinnützigen Bauvereinigungen gewählt. Ich habe ihm in einem Interview 8 Fragen gestellt.

 

Was ist die GBV?

„GBV steht für gemeinnützige Bauvereinigungen.“

 

Welche Aufgaben hat die GBV?

„Der Hintergrund der Gemeinnützigkeit ist jener, allen Menschen jeder Gesellschaftsschicht und Einkommenssituation eine leistbare Wohnung zur Verfügung stellen zu können. Hierfür verwenden wir die Wohnbauförderung. Ein gemeinnütziges Wohnbauunternehmen darf keine Gewinne machen, bis auf die Anteile, welche uns laut WGG (=Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz) erlaubt sind, damit wir beispielsweise die Gehälter unserer Mitarbeiter, Geschäftsausstattungen und Sonstiges bezahlen können. Wir sind einerseits steuerbefreit, andererseits gibt es aber auch keine Gewinne. Dadurch können wir Wohnraum preislich günstiger anbieten als das ein gewerblicher Bauträger macht, der damit seinen Gewinn erwirtschaftet. Hieraus ergeben sich also die niedrigeren Preise für Miet- und Eigentumswohnungen. Da wir im Wesentlichen mit der Wohnbauförderung bauen, ist es dadurch nochmal günstiger.“

 

Sie sind am 12. Mai 2020 zum Obmann der Landesgruppe GBV Salzburg gewählt worden. Gegen wie viele Bewerber mussten Sie sich durchsetzen?

„Prinzipiell ist es so, dass im Vorfeld darüber gesprochen wird, wer die Aufgaben des Obmanns übernehmen möchte, wenn der derzeitige Obmann ausscheiden möchte/muss. Bei der Landesgruppe Salzburg gab es zwei Bewerber. Es wurde intern vereinbart, wer von diesen zwei Bewerbern die Aufgaben übernehmen soll. Es gab somit keine „Kampfabstimmung“, sondern eine einstimmige Wahl, wodurch ich der neue Obmann wurde. Anders wie bei einer politischen Entscheidung wurde hier vorher alles ausgemacht. Es gab auch keine 10 Bewerber, da es sehr viel Aufwand, Arbeit und Verantwortung auf freiwilliger Basis ist, was ich aber sehr gerne mache“.

 

Welche Aufgaben haben Sie als Obmann?

„Nicht das eigene Unternehmen in den Vordergrund stellen, sondern im Sinne der gesamten Landesgruppe - also aller gemeinnützigen Unternehmen in Salzburg - das Image nach außen und die sehr gute Qualität unserer Bauprojekte zu repräsentieren. Dies geschieht durch Marketing (zum Beispiel Zeitungsbeiträge), Gespräche mit Politik- und Interessensgemeinschaften, sowie Förderstellen.

Vor kurzem ist das Wohnbaugesetz novelliert worden. Leider gab es im Bereich des Neubaus keine wesentlichen Verbesserungen. Eine meiner Aufgaben wird es sein mit der Politik Gespräche zu führen, um die Förderungssätze anzuheben. Es ist derzeit nicht möglich mit den gestiegenen Baukosten die Wohnungen so zu bauen wie wir uns das wünschen. Wenn wir erhöhte Baukosten haben und sich die Förderung zukünftig nicht ändert, haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder man kann das Projekt nicht mehr errichten oder die Mietpreise steigen dementsprechend an, was für viele Kunden jedoch nicht leistbar ist.

Ebenfalls bearbeite ich Medienanfragen zu diversen Themen, in denen man für die ganze Landesgruppe spricht. Die dritte Aufgabe sehe ich darin, in Wien beim Revisionsverband der Gemeinnützigen Bauvereinigungen Österreichs (=Dachverband) als Vertreter in der Delegiertenversammlung die Interessen der Landesgruppe Salzburg zu vertreten.

 

Ein Obmann wird für 3 Jahre gewählt. Kann man nach diesen 3 Jahren erneut gewählt werden?

„Ja, man kann erneut gewählt werden. Das ist auch der Regelfall, wenn man seine Tätigkeiten zur Zufriedenheit aller Mitgliedsunternehmen erledigt.“

 

Gibt es ein Wohnbaugesetz, welches Sie ändern möchten beziehungsweise in nächster Zeit geändert wird?

„Wie bereits erwähnt, sehe ich es als wichtig an, dass die Wohnbauförderung im Bereich Neubau verbessert wird, wie es auch für den Sanierungs-Bereich gemacht wurde. Damit die Mieten nicht steigen, aber unsere Kunden eine leistbare und qualitativ hochwertige Wohnung bekommen können, ist dies von hoher Wichtigkeit.

Wenn man aufgrund der Wohnbauförderungsvorgaben einsparen muss und somit Baumaterialien verwendet werden müssen, die nicht dem gewünschten Standard entsprechen oder zum Beispiel eine billigere Heizung einbaut, die im Gegenzug häufigere Reparaturkosten verursacht, dann entstehen den Eigentümern/Mietern zusätzliche Kosten durch höhere Betriebskosten. Aus diesem Grund sehe ich es als meine Pflicht die entsprechenden Gespräche und Verhandlungen zu führen, um eine Anpassung der Gesetze zu erwirken, damit unsere Mieter und Eigentümer eine qualitativ hochwertige Wohnung erhalten.

 

Für ein weiteres Gesetz, welches viele Vorschriften Richtung Brandschutz, Schallschutz und Wärmeschutz beinhaltet und dadurch im Bau hohe Kosten produziert, möchte ich Einsparungen vorschlagen. Ein Thema zu diesem neuen Gesetz wird es sein, ob man beispielsweise wieder zurück zum Standard von vor 5 Jahren wechselt, welcher auch bereits sehr gut war. Das bedeutet nicht, dass diese Wohnungen keine qualitativ guten Wohnungen sind, weil eingespart wird. Das sind sehr gute Wohnungen, welche vor 20 Jahren Luxuswohnungen gewesen wären.

 

Ich möchte mich auch dafür einsetzen, dass die ÖNORMEN nicht mehr so überspitzt sind und dass die Bauchtechnikgesetze zumindest in manchen Bereichen, welche nicht die Sicherheit betreffen, sondern nur dem Komfort dienen, einen Schritt zurückgehen. Dann wird es für alle etwas günstiger.

 

Wie oft finden die Sitzungen der GBV statt?

„Die Sitzungen finden immer am ersten Dienstag des Monats statt. Im Idealfall erscheinen von jeder Firma ein bis zwei Personen (meistens ein Geschäftsführer und ein Prokurist, oder 2 Geschäftsführer). Zuvor wird die Tagesordnung, welche zwischen meinem Obmann-Stellvertreter, Herrn Dir. Markus Sturm, („Die Salzburg“)  und mir ausgewählt wird, an alle Mitgliedsunternehmen der Landesgruppe Salzburg ausgeschickt. In der Sitzung wird diese vorgetragen und diskutiert. Zum Schluss wird alles protokolliert und an die Teilnehmer versendet. Im Regelfall dauert eine Sitzung zwischen ein bis drei Stunden.

Als Obmann ist es meine Aufgabe bei Meinungsverschiedenheiten zu klären, was man als Gruppe machen möchte und einen Mittelweg zu finden, mit dem alle einverstanden sind. “

 

Haben Sie ein Lebensmotto?

„Keinen Vorschuss auf Sorgen nehmen.“ 

 

„Dieses Zitat wurde mir vor über 20 Jahren von einem Bauherrn, für den ich – als ich noch in einem Architekturbüro beschäftigt war – ein Haus plante, gesagt.

Danach musste ich erstmal überlegen was damit gemeint war und kam zu dem Entschluss, dass es stimmt. Es gibt Dinge womit wir uns jetzt schon beschäftigen und versuchen bis ins kleinste Detail zu lösen. Meistens kommt es dann in ein paar Wochen ganz anders, weil in der Zwischenzeit etwas anderes passiert ist.

Der Spruch heißt nicht, dass man einfach alles laufen lassen soll, aber manche Dinge ergeben sich einfach. Wenn man dieses Zitat berücksichtigt wird alles ein wenig leichter. Denn die meisten schlimmen Sachen treten gar nicht ein und man hat sich Monate zuvor den Kopf zerbrochen.“

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